Ansichten eines Seltersers

Das Selterser Schwimmbad bleibt in 2020 zu, nach dieser Nachricht im Kurier war ich erst mal platt. Die Bürgermeister des Kreises hatten eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung getroffen und gemeinsam entschieden, die Bäder im Kreis bleiben zu! Es sei denn (und das hatte die Gemeinde Selters leider nur im Kleingedruckten stehen), die Situation ändere sich, dann werde neu überdacht und entschieden.

Und die Situation änderte sich: durch Ministerpräsident Volker Bouffier und die schwarzgrüne Landesregierung. „Die Freibäder machen auf!“,  war die Botschaft, und zwar erstmal für den Vereinssport und dann auch später für alle. Die Einzelheiten wolle man erarbeiten und den Städten und Gemeinden zur Verfügung stellen.

Das ist für den Vereinssport Schwimmen bereits geschehen, und zwar mit der Verordnung vom 27. Mai. Die Stadt Frankfurt hat mit ihrem Stadtrat Frank (CDU) am 1. Juni bereits die Schwimmbäder für das Vereinsschwimmen geöffnet. Selters noch nicht, was aber auch okay und nachvollziehbar ist.

Vorgaben der Landesregierung

Wir warten jetzt also alle auf die Vorgaben der Landesregierung, und dann kann man überlegen, unter welchen Bedingungen man ein Schwimmbad öffnen kann. Es gibt mittlerweile ganz viele Erfahrungen aus anderen Bundesländern dazu und es gibt Konzepte und ausgearbeitete Ideen. Die kann man nun der Gemeinde vorlegen und sie mit Informationen versorgen – das machen einige Selterser (so auch ich, der letzte Woche ein fertiges Konzept an das Hauptamt der Gemeinde gemailt hat). Oder man macht etwas für die Bühne bzw. das Schaufenster: man stellt einen Antrag, dass ein anderer sich mit etwas beschäftigen soll, sofern das geschieht, was jeder weiß und unvermeidlich geschehen wird. Die Landesregierung wird ihr Wort halten und die Verordnung zur möglichen Öffnung von Freibädern vorlegen – dafür lege ich alle meine Hände ins Feuer – das muss man nicht nochmal extra beantragen.

Die Bürgermeister im Landkreis müssen und werden das Thema unter den dann bekannten Rahmenbedingungen neu diskutieren – das muss man ihnen nicht noch extra in den Tageskalender eintragen, zumal Limburg schon für den Schwimmsport geöffnet hat.

Öffnungen politisch genutzt

In diesen Zeiten mit den Slogans „zusammenhalten“ – „zu Hause bleiben, Leben retten“ – „wir für Euch“ – und mit dem Applaus für Ärzte und Krankenschwestern etc. dachte ich, wir rücken etwas enger zusammen. Leider ist es aktuell so, dass die Lockerungen und Öffnungen von einigen politisch genutzt werden, statt weiterhin gemeinsam zu handeln. Gemeinsam heißt auch: gemeinsam Verantwortung übernehmen und nicht auf andere abschieben.

Es nutzt also nix, einen Antrag zu stellen, jemand anderes solle sich mit etwas beschäftigen, was sowieso auf der Tagesordnung steht. Ideen, Konzepte, Widerstreit der Interessen, Schulterschluss – das wäre jetzt angebracht und eine gewisse Weitsicht auf die Themen: wie soll das zukünftig alles finanziert werden, was passiert mit bedrohten oder schon untergegangenen Existenzen, wie wirkt sich die ganze Situation auf unser gesellschaftliches Miteinander aus etc.