Warum UWE beide Bestattungsformen für richtig hält

In der heimischen Presse waren in den letzten Tagen einige Berichte zum Thema „alternative Begräbnisformen“ und insbesondere zur Diskussion um einen „Ruhewald“ in Selters zu lesen. Dabei konnte der Eindruck entstehen, UWE favorisiere mit allen Mitteln einen Ruhewald. Wer die Beratungen und Gespräche der letzten Jahre verfolgt hat, wird sich erinnern, dass wir immer für beide Formen der Bestattung gekämpft und das Thema Memoriam-Garten selbst angestoßen haben. Den Antrag der Freien Wähler Selters auf Prüfung geeigneter Flächen im gemeindlichen Forst zur Einrichtung eines Ruhewaldes haben wir gerne unterstützt, denn wir sind der Auffassung, man solle keine mögliche Alternative von vornherein ausschließen – insbesondere nicht bei einem solch sensiblen und hochemotionalen Thema. Gleichzeitig haben wir aber auch ganz konkret die Möglichkeiten zur Einrichtung eines Gedächtnis-Gartens auf dem Friedhof in Eisenbach (und auf allen anderen Friedhöfen) besprochen: intern, im Ortsbeirat, im Rahmen eines Ortstermins mit der Bevölkerung und gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde und mit Michael Clauss, dessen Betrieb die Pflege und Gestaltung der Friedhöfe verantwortet. Es waren viele gute und konstruktive Gespräche, die in erste Ideen und Planungen mündeten, welche nun schrittweise weiterentwickelt werden.

Memoriam-Garten in Wallmerod

Gleichzeitig war festzustellen, dass sich die Diskussion um einen geeigneten Standort für einen Ruhewald in der Gemeinde immer weiter festgefahren hatte. Die Befürworter und Gegner dieses Projekts tauschten stets dieselben Argumente aus, die schließlich darin mündeten, dass die eine Seite behauptete, die Bevölkerung wolle einen solchen Ruhewald mehrheitlich ja gar nicht, man könne ihr diese Entscheidung auf Grund ihrer Komplexität auch nicht zumuten und deswegen einen Beschlussvorschlag des Gemeindevorstands wünschte, während die andere Seite durchaus einen Bedarf der Bevölkerung behauptet und dies mit Umfragen begründet – die ehrlicherweise allerdings schon etwas älteren Datums sind.

Um diesen gordischen Knoten zu zerschlagen und zu einer aktuellen, repräsentativen und auf einem allgemeinen Informationsstand beruhenden Aussage der Bürger zu gelangen, hat UWE in einer der letzten Ausschusssitzungen vorgeschlagen, gemeinsam mit der Kommunalwahl im März 2021 eine Bürgerbefragung dazu durchzuführen. Im Vorfeld dazu sollen die Argumente für und wider einer Einrichtung eines Ruhewaldes durch die Verwaltung den Bürgern in Form von Veröffentlichungen im Selterser Kurier und auf der Homepage der Gemeinde dargelegt werden. Der Vorschlag wurde mit den Stimmen von FWS, SPD und UWE angenommen und muss nun in der Gemeindevertretung eine 2/3 Mehrheit bekommen, damit der Bürgerentscheid am 14.03. stattfinden kann.

Denn um die Hürde eines Bürgerbegehrens zu umgehen, soll dieser Bürgerentscheid über ein „Vertreterbegehren“ erreicht werden, ja – auch durch die Gemeindevertretung kann anstelle einer eigenen Entscheidung die Durchführung eines Bürgerentscheids beschlossen werden; der Beschluss bedarf allerdings der Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der gesetzlichen Zahl der Mitglieder. Die Stimmen von FWS, SPD und UWE reichen dann also nicht mehr aus. Mindestens ein Vertreter der CDU müsste ebenfalls zustimmen – vorausgesetzt, dass alle Gemeindevertreter anwesend sind. Es müssen wenigstens 21 Gemeindevertreter zustimmen, sonst können die Bürger am 14.03.2021 zu ihrer Meinung bezüglich der Einrichtung eines Ruhewaldes nicht befragt werden.

Das fänden wir von UWE sehr schade, denn es würde uns wirklich interessieren, was ihr darüber denkt, im Selterser Forst an einem bestimmten Standort einen Ruhewald einzurichten. Wir glauben, das ist bei so einem schwierigen und hochemotionalen Thema völlig in Ordnung, wenn man sich als gewählter Gemeindevertreter die Meinung der Bürger dazu einholt. Sonst bleibt es bei den Behauptungen von Befürwortern und Gegnern, die eine Mehrheit der Bürger hinter sich wähnen.

Nein, die Entscheidung ist nicht einfach. Ja, es gilt, viele Aspekte zu berücksichtigen. Naturschutz, die Rückzugsgebiete von Wild, wertvolle Eichenbestände, zusätzliche Einnahmen durch die Bestattung von Menschen, die vielleicht nicht aus Selters sind, Erschließungskosten, die Frage, ob Baumbestattungen auf den vorhandenen Friedhöfen nicht gleichwertig sind, die dauerhafte und für die Zukunft ausgelegte Nutzung als Ruhewald in einem Teil unseres Waldes, eure persönlichen Vorstellungen – all dies ist zu bedenken und abzuwägen.

Wir sind nicht dogmatisch – wenn es eine Mehrheit nicht will, dann müssen wir auf dem Thema nicht weiter „rumreiten“. Aber wir wüssten es einfach gerne. Und wir wollen uns nicht auf die Aussagen einzelner Gemeindevertreter verlassen, sie würden die Wünsche der Bevölkerung kennen. Das weiß man nämlich immer nur, wenn man wirklich alle gefragt hat.