Die letzten Sitzungen der Gemeindevertretung lassen mich ratlos zurück – wer führt diese Gemeinde? Wer hat ein Interesse an dieser Gemeinde? Wo wird das enden? Immer wieder werden hier Phrasen benutzt, wie das „Parlament hat“, „sehr geehrter Herr stellvertretender Vorsitzender“ und und … alles Theater ohne Inhalte. Zukunftsweisende Anträge, Vorschläge, Informationen Fehlanzeige.

Der Gipfel für mich die Mitteilung, im Schwimmbad würden für 2024 die Warmduschen geschlossen werden, die Duschen in der Außenanlage reichten zum Abduschen aus. Begründung: es werde zu viel, zu lange geduscht und es würden Hygienestandards nicht eingehalten, weil sich Gäste rasieren würden in den Duschen. Das darf doch nicht wahr sein! Hier werden tausende von Gästen bestraft, weil einige wenige nicht wissen, wie man sich benimmt. Noch schlimmer für mich: statt sich Gedanken zu machen, wie man das Schwimmbad attraktiver macht und Kosten spart, fällt man völlig aus dem Zusammenhang gerissen eine solche abwertende Entscheidung. Wo ist das Konzept für das Schwimmbad? Wo wollen Bürgermeister und Gemeindevorstand hin?

Solaranlagen: unfassbar, dass die Gemeindevertretung das mit Münster, Niederselters und Eisenbach zum gefühlt 27. Mal diskutiert und dann wieder und nochmal verschiebt – seit Jahren haben wir die Zukunft verschlafen. Hünfelden, Camberg usw. haben es vorgemacht und haben schöne Einnahmequellen für die Gemeindekasse entdeckt und entwickelt – in Selters gibt es noch nicht mal auf den Dächern der gemeindeeigenen Gebäude Solaranlagen und finanziell stehen wir mit dem Rücken an der Wand. Mitten in eine Phase, wo sich alle Fraktionen vereinbart haben, sich mal zusammenzusetzen und Eckpfeiler zu dem Thema zu erarbeiten, werden Anträge gestellt, dazu Konzeptionen zu entwickeln, wobei die Antragsteller nicht verstehen, was sie damit auslösen. Statt den Antrag zurückzuziehen, reitet man sich sogar in der sogenannten Debatte noch tiefer rein.

Dann werden Anträge für die Galerie gestellt – weil man gehört hat, dass es Überlegungen gibt, im Rathaus etwas zur Verbesserung der Situation für Menschen mit Behinderung zu entwickeln, wird ein Antrag genau dafür gestellt.

Seit Monaten schaffen wir in der Gemeindevertretung maximal Papiertiger, die Verwaltung wird bombardiert mit Anfragen und Aufträgen für das Tagesgeschäft – Zukunftsideen Fehlanzeige, Lösungsansätze unerwünscht. Der Gipfel hier: ein Gemeindevertreter besteht darauf, dass die Antworten des Bürgermeisters verlesen werden, obwohl diese seit zwei Tagen jedem Gemeindevertreter vorliegen.

Ach ja und einen Entwurf eines Haushaltsplanes für 2024 kenne zumindest ich nicht – das soll dann in den letzten beiden Sitzungen diskutiert werden und weil einzelne das nicht wollen, haben wir auch immer nur Einjahreshaushalte, d.h. Planungssicherheit oder Kostenreduktionen durch Bündelung auf zwei Jahre sind von vornherein ausgeschlossen.

Wenn das so weiter geht: gute Nacht Selters! Die Bürger interessiert das Ganze scheinbar schon lange nicht mehr – die Zuschauerzahlen schrumpfen von Sitzung zu Sitzung.

Martin Rumpf