Es flatterte neulich ein Brief in die „Redaktion“ der „UWE News“, den man wohl am ehesten als Ritterschlag verstehen könnte. Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) – ja, die größte Bibliothek Deutschlands, ja, eine der bedeutendsten Sammlungen im deutschen Sprachraum – hat uns, UWE, die Wählergemeinschaft einer kleinen Gemeinde im Taunus, gebeten, zwei unserer raren und hart umkämpften Exemplare der „UWE News“ zur Archivierung nach Frankfurt zu senden. Schließlich, so die Begründung, sei es ihre vordringlichste Aufgabe, das Kulturgut Deutschlands zu sammeln und für die Nachwelt zu bewahren.
Unsere erste Reaktion? Ehre, wem Ehre gebührt, natürlich! Und doch… ein winziges bisschen Verwunderung mischte sich dazu. Immerhin ist die „UWE News“ ein Meisterwerk regionaler Berichterstattung, die es nur einmal im Jahr gibt, in unserer eigenen kleinen Gemeinde. Aber dass sie nun so berühmt geworden sein soll, dass sie in die heiligen Hallen der Nationalbibliothek einzieht? Wer hätte das gedacht!
Man stelle sich vor, wie ein zukünftiger Germanistikstudent nach stundenlanger Suche durch die hohen Regale der DNB schließlich auf die „UWE News“ stößt – zwischen Goethe und Grass, vielleicht. Ein solches Lächeln kann man sich gar nicht verkneifen! Würde er dann über die Straßen-Sanierung der K511 oder den leidenschaftlichen Kommentar zur Rechtschreibung schmunzeln? Oder die Zeilen über die Aufregung wegen des Fotos von vier Mitgliedern des Ortsbeirates auf dem einzigen Eisenbacher Zebrastreifen?
Wir fühlen uns zutiefst geehrt, dass unsere kleine Publikation nun Teil des gesamtdeutschen Kulturguts sein wird – als wenn aus einem kleinen Dorfbach plötzlich ein Fluss des Wissens würde, der ins große Meer der Literatur mündet. Aber die Frage bleibt: Wie zur Hölle hat die DNB eigentlich von uns erfahren? War es eine literarische Detektivin, die heimlich durch unsere Straßenzüge geschlichen ist? Ein Tippgeber aus der Nachbargemeinde? Oder hat die „UWE News“ wirklich diesen ungeahnten Einfluss, dass sie bis ins ferne Leipzig und Frankfurt vorgedrungen ist?
Doch bevor wir uns allzu viele Fragen stellen und anfangen, Detektive zu engagieren, bleiben wir schlicht stolz. Die „UWE News“ – offiziell Kulturgut. Ab jetzt wird wohl kaum jemand mehr behaupten können, dass lokale Politik niemanden interessiert.
Frank Noll