Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren,
die 5 UWE-Vertreter gehören erst seit der letzten Kommunalwahl 2016 diesem Parlament an. Vorher gab es wohl schon einmal einen Antrag der FREIE WÄHLER Selters auf einen Ruhewald, der wurde aber abgelehnt.
Die FWS hat das Thema in dieser Legislaturperiode wieder aufgerufen und nach Unterstützern gesucht. Sie wurden bei uns fündig. Priorität für UWE hatte, weil zahlreiche entsprechende Interessenten bei der FWS vorstellig geworden waren, die Bürger zu befragen. In unseren Debatten haben wir uns darauf geeinigt, dass eine Bürgerbefragung mehr Sinn macht, wenn schon ein Gelände bekannt sei. Dadurch kam zunächst der Vorschlag neben der Hessenstraße in Höhe der Abfahrt nach Münster.
Vom Eisenbacher Jagdpächter Mark Schrott haben wir uns eines Besseren belehren lassen. Wild flieht, auch auf die Straße, es kommt zu jährlich ca. 80 Verkehrsunfällen. Einer endete sogar mal tödlich. Diese Unfälle sind durch die Jäger, die ihre Suchhunde nach Verkehrsunfällen einsetzen, belegt.
Der Forstwirt Frank Zabel wurde beauftragt, geeignete Alternativstandorte zu suchen. Er hatte eine Liste mit insgesamt 6 Standorten erstellt, die an einem Samstag im Frühjahr 2020 besichtigt wurden.
Bei uns, den Teilnehmern der FWS und UWE stand fest, Am Mühlschlag in der Gemarkung Haintchen ist der richtige Standort. Der begeisterte Jagdpächter von Haintchen wollte hier mit seiner Frau beerdigt werden, die Jagdpächter Schrott und Thomas Brühl äußerten sich zumindest nicht negativ. Unsere Entscheidung beruhte auch darauf, dass das Waldstück weitab von einer befahrenden Straße liegt und eine Verkehrsanbindung bereits vorhanden ist.
14 Tage später kam ein Brief mit der 180 Grad Kehrtwende des Jagdpächters, ich und wir waren verwundert, ich werde dazu aber kein Wort mehr sagen.
Das Thema kam in Ausschüsse, die Kolleginnen und Kollegen der CDU begründeten ihre Ablehnung mit
- die Einladung habe Defizite gehabt, weshalb CDU-Vertreter nicht hätten teilnehmen können,
- der Bürger sei überfordert, wenn er am 14.03.2021 kommunal wählen und auch noch über einen gemeindeeigenen Ruhewald entscheiden müsse,
- bei einer An- und Abfahrt zum Ruhewald Am Mühlschlag könne der Seitenabstand zu Radfahrern von 150 cm nicht eingehalten werden
- das Rotwild fühle sich gestört,
- in einem Zeitungsartikel wurde gegen Fremde in unserem Wald Stellung bezogen, der letzte Wille eines Verstorbenen und / oder seiner Angehörigen sollte nicht politisch missbraucht werden, insbesondere nicht von einer Partei die ein C in ihrem Namen hat, UWE steht dafür, dass uns jeder willkommen ist und wenn er auch nur auf einem Selterser Friedhof beerdigt werden will, wirtschaftliche Gründe sind für uns dabei sekundär, das Menschliche steht im Vordergrund,
- jetzt gibt es einen Flyer und einen Zeitungsbericht, es wird von großflächigen Parkplätzen, Zufahrtsstraßen, barrierefreien Verbindungswegen und einem zubetonierten Wald gesprochen. Nein, ich benutze das schlimme Wort nicht. Wäret Ihr mal bei der Besichtigung des Standortes / der Standorte mitgegangen, dann hättet Ihr festgestellt, dass bis auf einen Parkplatz, der mit etwas Schotter befestigt werden müsste, damit sich keiner festfährt, alles vorhanden ist,
die ehemals veranschlagten Kosten von 125.000.- € waren ein Druckfehler und wurden auf 25.000.- € gesenkt und selbst die sind noch zu hoch gegriffen,
- vor einigen Tagen gab es einen Flyer der CDU Haintchen mit dem Aufdruck „wir werden Euch in den nächsten Tagen aufsuchen und um Eure Meinung bitten“. Genau das wollen wir – FWS und UWE, mit dem Bürgerbegehren auch, aber nicht dann, wenn es entschieden ist, dass die Selterser Bürger nicht befragt werden sollen
- heute steht in der NNP, dass die Mandatsträger gewählt wurden, um Entscheidungen zu treffen. So lange ist es nicht her, dass Ihr von der CDU die Verantwortung für die Öffnung des Schwimmbades an den Gemeindevorstand abgedrückt habt
- heute steht in der NNP, im Mühlschlag stehen 200 Jahre alte Eichen und Buchen, der Wald könne bei einem Ruhewald 100 Jahre nicht forstwirtschaftlich genutzt werden. Richtig, ein Ruhewald würde beinhalten, dass die Bäume 100 Jahre stehen bleiben und einen ökologischen Nutzen hätten. Forstwirtschaft aus wirtschaftlichem Nutzen war gestern, heute ist hat der ökologische Aspekt oberste Priorität.
Selbstverständlich gibt es auch Argumente gegen einen Ruhewald. Wir haben verschiedene Bestattungsformen und viel freies Gelände auf den 4 Friedhöfen. Es gibt auch einen wirtschaftlichen Aspekt, Bestattung ist für die Kommune ohnehin ein Zuschussbetrieb.
Es ist auch absolut legitim, sich für die Interessen der Jagdpächter und künftiger Jagdpächter einzusetzen. Aber dann sagt es doch.
Wir werden gleich abstimmen und es wird wohl nicht zu dem Bürgerbegehren kommen.
Der Umgang mit dem Thema ist kein Ruhmesblatt für dieses Parlament.