Die Bahn plant eine Änderung der Streckenführung zwischen Bad Camberg und Oberbrechen. Hintergrund ist, dass Eisenbach inzwischen der größte Ortsteil der Gemeinde Selters ist. Dem muss die Bahn nach eigenen Angaben Rechnung tragen und den Haltepunkt von Niederselters nach Eisenbach verlegen. Der neue Bahnhof in Eisenbach soll auf dem freien Feld vor dem Autohaus Weichel „In der Au“ entstehen.  Die Trasse der Bahnstrecke zwischen Bad Camberg und Oberbrechen wird dafür von Niedernhausen kommend kommend kurz vor Oberselters durch einen Tunnel in Richtung Eisenbach geführt. Etwa in Höhe der ehemaligen Druckerei verlässt die Strecke den Tunnel wieder und die Züge erreichen den neuen Bahnhof. Von dort geht es in den längsten der insgesamt drei Tunnel, der u.a. die Bereiche „Hammelsberg“ und „In der Flußet“ unterquert. 

Der Bahnhof soll einer der modernsten in Hessen werden. Die Energie wird über Photovoltaik gewonnen, die Bahnsteige sind komplett überdacht und es gibt Liegestühle, in denen die Reisenden entspannt auf die oft verspäteten Züge warten können. Sogar für Klimakleber gibt es einen eigenen Bereich, wo sie so lange kleben können, bis alle Züge abgefahren sind. 

In der Selterser Kommunalpolitik wird die Änderung positiv aufgenommen. Für die Pendler aus Eisenbach verkürzt sich der Weg zum Zug erheblich. Auch für Hascher und Meesterer ist die Bahn ein Stück näher gerückt. Für die Bürger von Niederselters bedeutet die Stilllegung der Gleise in Niederselters mehr Ruhe und Lebensqualität. Ob die Gleise für eine Draisinenbahn genutzt werden oder hier ein Biotop entsteht, wofür sich vor allem die Grünen vehement einsetzen, ist noch nicht entschieden.

81,7 Prozent der Neubaustrecke verlaufen übrigens in Tunneln, so dass sich der Eingriff in die Natur an der Oberfläche in Grenzen hält und auch der Lärm buchstäblich unter der Erde bleibt. Eisenbachs Ortsvorsteher Lo Siegmund ist von dem Bahnhof derart begeistert, dass er spontan ankündigte, seinen Namen in Lo Komotive zu ändern.

 „Eine Win-Win-Situation für alle“, äußerte sich auch der Selterser Bürgermeister Subat positiv über das Projekt. Evelyn aus Niederselters erzählt begeistert, dass sie sich nun dank des Bahnanschlusses endlich ihren Kindheitstraum erfüllen kann und nach Eisenbach ziehen werde. Es gäbe dort noch die eine oder andere dunkle Ecke, die erhellt werden müsse. Willi aus Haintchen freut sich, dass der Zug für den ländlichen Raum noch nicht abgefahren ist. Alexander aus Münster ist sich sicher, dass der Streit, ob es zum Bahnhof Niederselters oder Oberbrechen näher sei, der viele Familien in seinem Ortsteil entzweit habe, nun endgültig ad acta gelegt werden könne.

Für die Niederselterser, die es künftig etwas weiter zum Bahnhof haben (auch das soll nicht verschwiegen werden) bieten Jürgen und Schorsch aus Eisenbach einen kostenlosen Fahrservice mit einem besonderen Extra an: Ohropax beim Transfer zum Bahnhof sind inklusive. Fertiggestellt werden soll das Großprojekt zum 1. April 2027.