Der Auslöser
Was war für Sie der entscheidende Auslöser?
Die Doppelrolle als Ortsvorsteher und Fraktionsvorsitzender von UWE in der Gemeindevertretung. Wer ernsthafte und fundierte Anträge stellt, muss sie gründlich vorbereiten. Das bedeutet viel Recherche, und die fehlte mir zunehmend für die Arbeit im Ortsbeirat.
Heißt das, Sie ziehen sich komplett aus der Kommunalpolitik zurück?
Nein. Ich kandidiere für die Gemeindevertretung. Dort kann ich aus meiner Sicht viel bewirken und trotzdem die Interessen Eisenbachs vertreten.
Wenn Beruf und Ehrenamt kollidieren
Welche Rolle spielt Ihre berufliche Situation bei dieser Entscheidung?
Eine große. Durch Umstrukturierungen in unserer Firma habe ich zusätzliche Aufgaben übernommen. Mit Mitte 50 geht das nicht mehr so locker wie früher. Wenn der Job mehr Zeit frisst und die politische Arbeit auch nicht weniger wird, kommt man irgendwann an seine Grenzen.
Hatten Sie das Gefühl, zwischen Beruf, Ortsbeirat und Gemeindevertretung wählen zu müssen?
Zumindest musste ich klare Prioritäten setzen. Ich will keine Funktion nur „mitschleppen“. Wenn ich ein Mandat habe, soll man sich darauf verlassen können, dass ich es ernst nehme und gut vorbereitet bin. Ein Ehrenamt möchte ich als Ehre empfinden, nicht als Bürde.
Teamgeist an der Grillhütte
Was bleibt Ihnen aus zehn Jahren Ortsbeirat besonders in Erinnerung?
Vor allem, dass wir als Team gearbeitet haben. Die Renovierung der Grillhütte gleich zu Beginn war ein starkes gemeinsames Projekt. Wenn man viele Stunden zusammen auf einer Baustelle verbringt, lernt man sich ganz anders kennen. Das hat uns zusammengeschweißt.
Wie würden Sie die Zusammenarbeit im Gremium beschreiben?
Wir haben nicht in Fraktionen gedacht, sondern als gemeinsamer Ortsbeirat. Es ging darum, Ideen für Eisenbach zu entwickeln und diese geschlossen zu vertreten.
Projekte, die den Ort verändert haben
Welche Projekte verbinden Sie besonders mit der Arbeit des Ortsbeirates?
Der Beachvolleyballplatz, neue Spielgeräte auf dem Spielplatz, die Toilettenöffnung im Mehrgenerationenpark in den Sommermonaten, Tempo-30-Zonen in mehreren Straßen und befestigte Wartezonen an der Helenenstraße. Das sind Maßnahmen, die man sieht und die den Alltag im Ort wirklich verändern.
Verkehr und Sicherheit scheinen Ihnen wichtig zu sein?
Sehr. Gerade für Kinder und ältere Menschen sind sichere Wege, Tempo 30 und übersichtliche Verkehrsführung entscheidend. Das Grundproblem, dass immer mehr und größere Autos in engen Straßen parken, lösen wir damit aber nicht vollständig. Die Straßen werden dadurch nicht breiter.
Wenn Verwaltung bremst
Wo haben Sie Rückschläge erlebt?
Ganz klar beim Friedhof. Es gibt ein Konzept und einen Beschluss der Gemeindevertretung, aber seit Jahren passiert fast nichts. Immer wieder heißt es: kein Geld, angespannte Haushaltslage. Selbst kleine Schritte wurden verschoben.
Was sagt Ihnen das über die Rolle des Ortsbeirats?
Es zeigt die Grenzen sehr deutlich. Wir können beraten, anstoßen und Druck machen, aber entscheiden und umsetzen müssen die Gemeindevertretung und die Verwaltung. Haintchen hat beim Friedhof ähnliche Erfahrungen gemacht.
Gedenken und Abschied
Gab es Momente, die Sie persönlich besonders bewegt haben?
Der Volkstrauertag 2025 war so ein Moment. Am Vorabend hat mich ein grippaler Infekt völlig aus der Bahn geworfen, ich konnte nicht sprechen und auch keinen Ersatzredner mehr organisieren. Gerne hätte ich ein paar Gedanken zu diesem Anlass vorgetragen. Die Gedenkveranstaltung war mir immer wichtig.
Was geben Sie Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger mit?
Keine fertigen Rezepte. Wer das Amt übernimmt, soll es auf seine eigene Art ausfüllen. Ich stehe gern für Fragen bereit, aber jeder hat seinen Stil. Wichtig ist, dass die Arbeit professionell, gut vorbereitet und respektvoll bleibt.
Und wie fühlt sich das Loslassen nach zehn Jahren an?
Es fühlt sich richtig an. Aber es schwingt auch eine gehörige Portion Wehmut mit. Es war eine spannende und bereichernde Zeit. Ich bin sehr dankbar für die vielen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung und für die konstruktive und angenehme Arbeit mit meinen lieben Kollegen im Ortsbeirat. Wir haben einen prima Job gemacht. Ich freue mich darauf, das künftig aus einer anderen Perspektive zu begleiten.

